Überlegungen vor der Anschaffung
Die erste Frage muss, wie eigentlich bei jedem anderen Haus- oder Heimtier, lauten:
„Passt dieses Tier zu mir und passe ich mit meinen Ansprüchen auch zum Hörnchen?“
Zur Beantwortung dieser Frage sollte man natürlich sowohl die Bedürfnisse und speziellen Eigenarten des Tieres kennen als auch ehrlich zu sich selber sein.
Hier mal eine „Checkliste, die man auf jeden Fall in allen Punkten im Sinne des Tieres beantworten sollte. Ansonsten sind zumeist erheblich Probleme vorprogrammiert.
1. Suche ich ein „Kuscheltier“?
In diesem Fall müssen wir abraten.
Streifenhörnchen können mit erheblichem Zeitaufwand zutraulich werden aber dafür gibt es keine Garantie. Dazu sind diese Tiere einfach zu wenig domestiziert.
Es gibt sowohl Tiere, die bei Ihrem Halter auf der Schulter sitzen, als auch Tiere, die trotz liebevollster Bemühungen die Scheu vor dem Menschen nie ganz verlieren.
Wenn ich aber schon Freude daran empfinde, diesen quirligen kleinen „Rackern“ bei ihrem Tagwerk zuschauen zu dürfen, bin ich auf dem richtigen Weg.
2. Bin ich bereit dem Tier den benötigten Platz zur Verfügung zu stellen?
Obwohl das Streifenhörnchen nur etwa so groß wie ein Goldhamster ist, ist sein Platzbedarf aufgrund seiner Bewegungsfreude enorm.
Dringend anzuraten ist eine Größe von 100 cm x 100cm x 200 cm für ein einzelnes Streifenhörnchen! Um so größer um so besser.
3. Komme ich mit den jahreszeitlich bedingten „Stimmungsschwankungen“ zurecht?
Das „theoretische Durchschnittshörnchen“ durchläuft im Jahr vier unterschiedliche Phasen.
Im Frühjahr sind die Tiere paarungsbereit, was mit hormonell bedingten „Eigenarten“ verbunden ist.
Weibchen geben die Paarungsbereitschaft durch andauerndes und durchdringendes Pfeifen, bzw. „Trällern“ zu verstehen. Diese Lautäußerung ist so andauernd und durchdringend (durch ein geschlossenes Fenster ca. 30 m weit zu hören), dass jeder Kanarienvogel blass vor Neid wird und hält periodisch über ca. zwei Tage an mit dazwischen liegender ca. 10tägiger Ruhephase.
Manche Böckchen markieren ihr Revier in dem sie an den Gitterstäben hängend aus dem Käfig urinieren.
Der Sommer ist die Idealzeit; ca. 4 Monate ohne Stress zum Genießen.
Im Herbst wird es besonders schwierig.
Einige Tiere werden aufgrund ihres Sammeltriebs, bzw. ihrer Sammelwut äußerst aggressiv und beißen auch gerne die Hand, die sie füttert.
Das kann so schlimm werden, dass ein Freilauf kaum noch möglich ist.
Uns sind Halter bekannt, die mit Handschuhen, Schal und Mütze während des Freilaufs im Zimmer saßen weil sie Angst vor der Wut ihres Tieres hatten.
Im Winter hält entweder diese Aggressivität an oder das Tier „verschwindet“ in die Winterruhe(Herabsenkung der Körpertemperatur) und entzieht sich bis zu 4 Monaten dem Halter.
Allerdings sind auch die aktiven Tiere zunehmend inaktiv und träge.
4. Habe ich andere Haustiere?
Ein Zusammenleben mit einem natürlichen Freßfeind, vor allem einer Katze ist quasi ausgeschlossen. Die meisten Hörnchen würden diesen permanenten Stress aufgrund ihrer instinktiven Angst frühzeitig mit dem Leben bezahlen.
Auch Hunde oder Frettchen können problematisch sein.
5. Habe ich die Zeit?
Streifenhörnchen sind ausgeprägt tagaktiv, d.h. bei normaler Berufstätigkeit bekommt man das Tier während der Monate mit kurzen Tagen fast nur an den Wochenenden zu Gesicht.
Allerdings ist das Tier in ausreichend großen Käfigen mit guter Ausstattung nicht unbedingt auf die Gesellschaft von Menschen angewiesen und kann sich gut selber beschäftigen.
6. Wie vertragen sich Streifenhörnchen und Kinder?
Eines vorweg: Streifenhörnchen sind aus verschiedenen Gründen nichts für Kinder!
Manche Gründe wie Herbstbissigkeit und die fehlende Eignung als „Kuscheltier“ sind schon erwähnt.
Ein weiterer Grund ist die für Kleinnager ungewöhnlich hohe Lebenserwartung von ca. 7 Jahren. In dieser Zeit ändern Kinder und „Teenager“ ihre Interessen des Öfteren und es besteht die Gefahr, dass das Tier irgendwann vernachlässigt wird.
Wenn z.B. ein 10jähriger ein Jungtier geschenkt bekommt begleitet ihn die Verantwortung dafür bei normaler Lebenserwartung bis zur Volljährigkeit.
7. Bin ich „kleinlich“?
Aufgrund ihres Bewegungsdrangs müssen die Tiere, möglichst täglich, frei im Zimmer laufen dürfen. Dabei entwickeln sich die Tiere gerne zu kleinen Chaoten.
Zum einen „verlieren“ sie dabei schon mal den ein oder anderen Kotkegel oder ein kleines „Pfützchen“.
Auch folgen sie unbedingt ihrem Instinkt und verstecken überall Futter.
Blumentöpfe werden begeistert völlig „umgestaltet“, die Erde wird durchwühlt und die Pflanze ausgegraben – eine Riesensauerei!
Und „last, but not least“; wie der Name „Nagetier“ schon sagt, nichts ist vor ihren Zähnen sicher, Tapete, Möbel, Kabel, Teppiche, Kissen u.s.w..
8. Neige ich dazu Tiere zu „vermenschlichen“?
Leider eine ziemlich typische Erscheinung bei vielen Tierhaltern.
Ein so wenig domestiziertes Tier wie das Streifenhörnchen wird so etwas sehr schnell mit mangelnder Gesundheit oder mit dem vorzeitigen Ableben quittieren.
Auch wenn der Mensch Gesellschaft liebt oder gar benötigt, das Streifenhörnchen nicht!! Es ist ein Einzelgänger, das Artgenossen außerhalb der Paarungszeit meist äußerst aggressiv gegenüber steht.
Leider sind wir gegenüber ungesunder oder ungeeigneter Ernährung sehr anfällig. Das Streifenhörnchen wird allerdings, nicht zuletzt auf Grund seiner physiologischen Struktur, die vermeintlich gut gemeinte Gabe ungeeigneter „Leckerlies“ wie z.B. Schokolade sehr schnell mit seiner Gesundheit bezahlen.
Sollte ich mir über alle diese Punkte im Klaren sein und diese zu Gunsten des Tieres entschieden haben, steht dem Einzug eines Streifenhörnchens nichts mehr im Wege.
Sollte ich einzelne Punkte nicht akzeptieren können müsse ich einen passenderen Gefährten suchen.